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4.)Warum abschirmen?

a) Störung an anderen Geräten

Es gibt mehrere Gründe, warum man Computer und andere elektrische Geräte abschirmt und abschirmen muß. Der erste ist: Sämtliche elektrischen/elektronischen Geräte sind Störquellen, die den Betrieb anderer Geräte beeinträchtigen oder gänzlich unmöglich machen können oder sie im schlimmsten Falle sogar zerstören können. Ein typischer solcher Fall sind Tonstörungen an Lautsprechern im Moment der Inbetriebnahme eines Monitors. Um solche Störungen zu minimieren, dürfen elektrische Geräte nur mit CE-Prüfung betrieben werden, was die Einhaltung bestimmter Grenzwerte garantiert. Diese Grenzwerte sollten urprünglich eine Störung des Rundfunkempfangs verhindern, garantieren heute aber auch z.B. die Verträglichkeit mehrerer Computer. Dabei sind Computer mit Feldstärken < 10nT im Vergleich zu anderen Haushaltsgeräten mit Feldstärken von bis zu 20 nT (z.B. Fön, Mixer o.ä. motorgetriebene Geräte) (urp 12/2001 Nr. 65 S. 49) aber (zumindest theoretisch) relativ unproblematisch.

b) Störung durch andere Geräte

Ein weiterer Grund für eine Abschirmung ist, daß elektrische Geräte sich nicht stören lassen sollen z.B. durch nah vorbeilaufende Stromkabel (eines anderen Gerätes, einer Straßenbahn... ) oder die Magnetfelder von Lautsprechern. Ein typisches Beispiel dieser Art sind Bildverzerrungen und Farbveränderungen auf einem Monitor, der in der unmittelbaren Nähe eines Lautsprechers steht. Dieses Problem tritt bei moderneren Monitoren (dank besserer Abschirmung) seltener auf, ist aber z.B. bei schlechten Lautsprechern oder in unmittelbarer Nähe zu Bahnstrecken immer noch zu beobachten. Computer sind gerade in diesem Bereich im Vergleich zu anderen Geräten empfindlich, da ein Großteil der Informationen in magnetischer Form, etwa auf Disketten oder Festplatten, abgelegt ist und eine Verfälschung, Beeinflussung oder Löschung dieser Daten den Betrieb trotz der vorhandenen fehlerkorrigierenden Codes rasch unmöglich macht. Auch der in elektrischer Form abgelegte Teil der Daten ist sehr empfindlich gegenüber Verfälschungen, was aber heute z.B. durch integrierte Abschirmungen und Fehlerkorrektur direkt in den RAM-Modulen wenig Probleme bereitet. Gut zu erkennen ist diese Abschirmung vor allem bei Speichermodulen nach dem Rambusstandard, da sie hier oft als metallische Abschirmschicht um das Modul ausgeführt ist (z.B. tir).

c) Sicherheit (Datenschutz)

Ein weiterer, aber oft übersehener Beweggrund ist die Sicherheit des Computers und der darauf gespeicherten Daten. Hier muß zwischen einem aktiven Angriff und einem passiven Mithören unterschieden werden. Bei einem aktiven Angriff werden Signale in Form von elektromagnetischen Wellen oder von drahtgebundenen Störungen abgegeben, um Daten oder Ergebnisse zu verfälschen oder den Computer zu (zer)stören. Die Möglichkeit wurde erstmals im Rahmen der Untersuchung des EMP (elektromagnetischen Pulses) einer Atombombe erwähnt. Durch die steigende Komplexität und damit Empfindlichkeit der elektronischen Baugruppen und der gestiegenen Leitungsfähigkeit der Leistungselektronik geht man heute davon aus, daß mittels eines portablen Signalgenerators ungeschützte Computer in einer Entfernung von ca. 30m betriebsunfähig gemacht werden können. Im Gegensatz dazu wird bei einem passiven Angriff nicht aktiv manipuliert, sondern es werden nur die von einem Computer ausgehenden Signale analysiert, um Bildschirm-, Tastatur- oder Mausdaten und damit Passwörter, vertrauliche Daten o.ä. zu erhalten. Gerade nicht kabelgebundene Übertragungsverfahren wie z.B. bei Funktastaturen sind für solche "Angriffe" anfällig. Auch die steigende Verwendung von Funknetzwerkkarten, nach dem IEEE 802.11b Standard , und die damit verbundene (hier sogar beabsichtigte) Abstrahlung von Daten eröffnen quasi täglich neue Problemgebiete, die bisher noch kaum wahrgenommen werden. Interessant sind in dieser Richtung vor allem die Ergebnisse, die einige Mitglieder des ChaosComputerClubs beim "war driving" hatten. Als "war driving" bezeichnet man den Vorgang, mit einem Notebook mit Funknetzwerkkarte und geeigneter Software (z.B. moh, ash), die sämtlichen Netzwerkverkehr auf Festplatte in eine Datei schreibt, durch eine Gegend zu gehen oder zu fahren, in der man offene Funknetze vermutet. Bei diesem "war driving" wurden inzwischen gerade in den Großstädten viele unzureichend abgesicherte Netze etwa von Banken und Kliniken gefunden, durch die teilweise sehr sensible Informationen transportiert werden.

d) Einflüsse auf Menschen

Die Störwirkung von Feldern und Wellen ist nicht auf andere elektrische Geräte beschränkt, sondern auch organisches Gewebe und damit der Mensch sind für gewisse Störungen empfindlich. Die genauen Auswirkungen und Grenzwerte werden kontrovers diskutiert, gerade deshalb aber sollte man bestrebt sein, die mögliche Belastung so gering wie möglich zu halten. Als gesichert können jedoch z.B. Ermüdungserscheinungen durch starke elektrische Wechselfelder und die Gefährdung durch Röntgenstrahlen (an Monitoren) gelten. Hier können durch geeignete Abschirmungen und andere Maßnahmen (z.B. Begrenzung der Beschleunigungsspannung) die Grenzwerte relativ einfach eingehalten werden. Die TCO99-Norm schreibt hier etwa die Unterschreitung von 5000 nGy/h vor (crp S.10 4.1 X-Ray Radiation).

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